• 26.02.2022

Insel Susak

Susak ist sowohl ihrer Entstehung als auch ihrem Aussehen zu Folge eine einzigartige Insel in der Adria. Dicke Schichten feinen gelblichen Sandes wurden vor Ewigkeiten von Winden auf die kreideartige Platte geweht, und die Menschen pflanzten seit eh und je um ihre Landwirtschaftsfelder herum Schilf an, dessen Wurzeln auf der Suche nach Wasser tief in den Boden eindringen und ihn vor Erosionen schützen.Die Insel taucht auf Seekarten sehr früh auf, zuerst unter dem romanischen Namen Sansacus oder Sansegus, was wahrscheinlich vom «sampsychon» (griechisch – Majoran) abstammt und woraus die kroatische Bezeichnung Susak entstand. In Schriftquellen findet sie Mitte des 9. Jahrhunderts zum ersten Mal Erwähnung, als in ihrem Aquatorium die Sarazenen und Venezianer aufeinander treffen.

Die meisten Bewohner lebten auf der Insel Susak nach Ende des Zweiten Weltkriegs. In den sechziger Jahren kam es zur großen Auswanderung in die USA. Man rechnet, dass heute in Amerika mehr als 2500 Bewohner von Susak leben, die meisten im Bundesstaat New Jersey. Seit 1985 feiert man auf der Insel den Tag der Auswanderer und zwar am letzten Sonntag im Juli.Die erste Siedlung, deren Anfänge auf römische Zeiten zurückgeht, entstand auf dem fruchtbaren Plateau und wird Oberes Dorf (Gornje selo) genannt, während das im Hafen liegende Untere Dorf (Donje selo) neuer ist und zur Zeit der Blüte des Weinbaus Ende des 19. Jahrhunderts erbaut wurde. Auf Grund der Isoliertheit behielt Susak den archaischen Sprachgebrauch (als bewegliches Kulturgut geschützt), die spezifischen Bräuche sowie die malerischen Trachten bei.

TRACHT

Die Bräuche der weiblichen Traditionsbekleidung sind auf der Insel Susak sehr gut erhalten, weshalb wir einige Varianten unterscheiden, die an ein gewisses Lebensalter oder an bestimmte Anlässe geknüpft sind.Die ältere Variante der Susaker Tracht, die sog. po susacku, wird charakterisiert von einer bis zum Hals geschlossenen weißen Stoffbluse (kosula), einer ärmellosen Weste – bust, mit welchem die Taille festgezogen und betont wird, sowie einem bravaruol (Latz), der über die Brust bis zur Hüfte fällt. Von der Taille abwärts wird der Körper von einem schwarzen oder glänzenden Rock (kamizot) überdeckt, der reich gefaltet ist und aus sogar 7 Ballen baumwollappretierten Materials gefertigt ist. Der untere Kamizot hat den gleichen Schnitt wir der obere, er ist lediglich weiß.

Der unterste Rock heißt sukna skarlata und hat einen viel engeren Schnitt, ist rot und aufwendig mit Spitzen und bunten Bordüren verziert. Beim Tanzen werden die beiden oberen Kamizots angehoben und der sukna skarlata tritt zum Vorschein. Die Unterbekleidung stellen durch Spitze verzierte mudande dar. An den Füßen sind gestrickte kalcete aus Wolle (manchmal rot) sowie verschiedenfarbige Rockstrümpfe, Pantoffeln oder Stoffschuhe. Auch die Art, wie die Haare gekämmt werden, ist besonders. Die Haare werden zum Mittelscheitel gekämmt, und die beiden vorne eingewickelten Strähnen - rici, fallen frei ins Gesicht. Die restlichen Haare werden zu einem Zopf geflochten, der auf dem Kopf flach in Form eines Kuchens, dem sog. kokum, zusammengewickelt wird, und darüber wird ein Tuch, ein facuol mit einem Schachfeldmuster gelegt, das rote oder dunklere Farben aufweist. Eine etwas modifizierte und weniger prunkvolle Variante der po susacku Tracht kann auch heute noch an einigen älteren Damen auf der Insel gesehen werden.Die zweite, neuere Variante nennt sich po losinsku, und wie der Name schon verrät, entstand sie unter dem Einfluss der Lošinjer Mode Ende des 18. Jahrhunderts.

Po losinsku trugen junge Damen bei festlichen Anlässen und in der prächtigsten Form ist sie bei der Hochzeitsbekleidung der Braut erhalten geblieben. Sie besteht aus einer rosafarbigen Seidenbluse, der zabajka, die an der Brust, dem oberen Rückenteil sowie an den Ärmeln mit verschiedenfarbigen Bändern, Spitze, Metallfäden und Glaskugeln geschmückt ist. Das kamizot na faldice ist ebenfalls rosafarbig und darüber kommt eine Schürze, die tarvijerslica, aus rosafarbiger Seide mit breitem Saum und genauso verziert wie die Ärmel der zabajka. Darunter werden drei Unterröcke getragen, die sehr versteift sind (inkolane) sowie im unteren Teil mit einem breiten Volant verstärkt sind. Der sukna rakamana Rock ist auch hier zu finden, er hat ebenfalls einen engeren Schnitt und ist noch reicher verziert, als die po susacku Tracht. Als unterste Schicht tauchen erneut die mit Spitze verzierten mudande auf. An den Füßen werden rosafarbige kalcete und Lederschuhe getragen. Die Braut trägt eine Hochzeitskrone auf dem Kopf – jirlanda und vijel. In den 1980-ern wurde die letzte Hochzeit in der traditionellen zabajka auf Susak vermerkt!Obwohl die Susaker Tracht für ihre ausgesprochen kurzen Röcke – Miniröcke bekannt ist, entspricht es dennoch den Tatsachen, dass es erst in den 20-er Jahren des 20. Jahrhunderts unter dem Einfluss der bürgerlichen Mode zur Verkürzung der Röcke kam. Vorher reichte ein Kamizot für Damen bis zur Mitte der Wade.

WIRTSCHAFT

Bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts war auf Susak Mischwirtschaft anzutreffen: an erster Stelle war der Getreideanbau (Anbau von Getreide, Gerste, Futterbohnen u. Ä.), danach der Weinbau, die Schafszucht und der Fischfang. So lange diese Wirtschaftsarten Einzug hielten, war die wirtschaftliche Entwicklung von Susak schneller als die von Veli und Mali Lošinj, sodass der kirchliche Zehnt, den Susak 1650 zahlte, 400 venezianische Lira betrug (genauso viel wie Unije), während Lošinj gerade einmal 320 Lira abführte. Vom damaligen intensiven Getreideanbau zeugt auch die Größe der gemeinschaftlichen Tenne, welche sich an der Stelle der heutigen großen Zisterne im Oberen Dorf befand, in der das Getreide gedroschen wurde.

Später, Ende des 18. sowie im 19. Jahrhundert, kommt es auf Susak, parallel zum wirtschaftlichen Erfolg von Lošinj, zur Spezialisierung in den Bereichen Weinbau und Fischfang, während der Getreideanbau und die Schafszucht verschwinden. Olivenbäume waren wegen dem unfruchtbaren Boden kaum vertreten.Die Landwirtschaft von Susak ist jedoch aus einigen Gründen besonders: auf der Insel gibt es kein Nutzvieh (Ochsen, Esel), es gibt keine Wagen, Pflüge und Pflugsterze, alle Arbeiten mussten mit den Händen und mit Handwerkzeugen verrichtet werden, und letztendlich wurde der gesamte Transport auf der Insel von Menschen ausgeführt (Männer auf dem Rücken, Frauen auf den Köpfen). Als Hauptwerkzeug diente die rechteckige Hacke mit kurzem Griff, mit welcher die Erde und die Rebstöcke aufgegraben wurden, und mit welcher die Terrassen für die Weingärten, Wege und Einschnitte in Stand gehalten wurden.Da sich Ende des 18. Jahrhunderts sämtliche Tätigkeiten auf die Weinproduktion und den Fischfang ausrichteten, musste alles andere, was zum Leben erforderlich war, importiert werden.

Jeder Susaker war ein vollkommen unabhängiger Unternehmer, jeder war gleichzeitig Weinbauer und Fischer, Matrose, Groß- und Einzelhändler sowie Groß- und Einzelkunde. Seine Weintrauben, seinen Wein und gesalzenen Fisch transportierte er selbstständig mit einem Segel- oder Ruderboot (der erste Bootsmotor taucht erst 1929 auf Susak auf) bis Cres, Lošinj sowie Istrien als nächstem Festland, wo er seine Waren selbstständig verkaufte oder gegen andere Güter tauschte. So waren ein Quintal Trauben (100 kg) 6 kg Schafskäse wert, 10 Liter Olivenöl, 4 Quintale Holz oder 5 kg Wolle.Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts dauern auf Susak die feudalen Verhältnisse an, denn Susak war, wie die benachbarten Inseln Ilovik und Unije, der feudale Besitz des Osorer, und später des Krker Bistums. Die Susaker waren deshalb verpflichtet, dem Osorer Bistum ein Drittel (im 19. Jahrhundert ein Viertel) aller natürlichen Erträge in Most, Getreide, Futterbohnen u. Ä. zu bezahlen, danach mussten sie den Zehnt von der Ernte (intrada) für die Zwecke der örtlichen Kirche abführen, dazu noch die Kopfsteuer (Steuer nach der Anzahl der Köpfe in der Familie) und ein Zwanzigstel in Fisch, welches alle Besitzer von Zugnetzen abzuführen hatten. All das stellte eine ausgesprochen hohe Belastung für die ohnehin arme Insel dar (jeden dritten bzw. vierten Tag arbeiteten die Susaker für den Bischof!), und deshalb ist es nicht verwunderlich, dass die kirchlichen Steuereintreiber bei der Bevölkerung äußerst unbeliebt waren. Besonders unbeliebt war ein Eintreiber der Kirche, ansonsten der Bruder des Bischofs, der auf einem Auge blind war und der sogar in den Gebeten der Susaker erwähnt wird:„Herr, befreie uns vor Pest, Hunger und Kriegsowie vor des Bischofs blinden Bruders!!“

Täglich gibt es eine Schiffsverbindung nach Mali Lošinj und mit dem Katamaran nach Rijeka.